M31 - ANDROMEDA
TSO71Q 350mm
Asi 294 MM Pro
HEQ 5 Pro SynScan
45xHa à 120s
60xLuminance à 60s
59xRed à 60s
59xGreen à 60s
62xBlue à 60s
Aktuell wird es recht früh dunkel. Ebenso früh steht Andromeda schon hoch am Himmel – und
das beste daran: von meiner Terrasse aus habe ich fast bis in die frühen Morgenstunden freien
Blick auf Andromeda. Alternativ kann ich ab etwa drei Uhr auf Orion umschwenken. M42 steht
dann hoch genug, damit die große Weide im Garten nicht mehr im Weg ist. (Was mich daran
erinnert, dass ich sie in der Höhe mal stutzen lassen sollte…)
Es gibt nur ein Problem.
Meine Terrasse hat Südausrichtung. Den Blick auf Polaris verstellt das Haus. Lange Zeit habe
ich die Terrasse daher als Standort gemieden und bin in den Garten ausgewichen. Aber
Terrasse ist natürlich aus verschiedenen Gründen praktischer. Alle Wege sind kürzer. Deutlich
weniger Gefahr durch Taubeschlag. Höhere Position der Montierung (um über die diversen
Bäume zu kommen).
Wie geht Drift Alignment?
Als Anfänger, der seit Mitte 2020 Astrofotografie betreibt, habe ich das Thema Drift Alignment
bisher gescheut. Vor einigen Tagen habe ich es dann ein erstes Mal versucht, motiviert durch
verschiedene Video-Tutorials, u.a. auf dem Deepskychannel https://www.youtube.com/watch?
v=YVnOF2Q6e6U von Astrotard oder auch durch den Alignment-Clip in Spielfilmlänge (Echtzeit)
von Bill Gwynne, der hier zu finden ist: https://www.youtube.com/watch?v=hCOd170SgcY
Thank you!
Das Andromeda-Bild ganz oben ist das Ergebnis meiner dritten Foto-Nacht mit der HEQ-5-
Montierung, dem TSO71Q Astrographen, der ASI MM Pro und mit Ha-LRGB-Filtern. Der
dazugehörige Drift-Alignment-Graph (s. Bild unten) hatte am Ende der Prozedur eine erfreulich
geringe Abweichung – gering genug jedenfalls für die 120-Sekunden Belichtungszeit, die ich mit
dem Ha-Filter hatte. Im Nachhinein wären 180s sicher schlauer gewesen, aber ok, mit
irgendwas muss man anfangen. Und lieber einmal alles mit den zuerst gewählten Werten
durchziehen als dauernd was ändern.
Die Sterne auf den Narrowband-Aufnahmen (s. Einzelbild unten) sind bis in die Ecken schön
klein und rund. Ich bin mit dem Ergebnis dieses ersten Tests ziemlich zufrieden. Ich muss aber
auch sagen: Der Weg dahin ist lang. Es dauert einfach. Stunde dreißig Minimum. Gute
Vorbereitung, Geduld, Fingerspitzengefühl (und was Warmes zum Trinken) sind Voraussetzung.
Richtig kompliziert und schwer fand ich es überraschenderweise aber nicht. Meinen Workflow
möchte ich hier gerne vorstellen. Ganz am Ende werde ich eine Kurzfassung in Stichworten
anfügen, für alle, die lieber Sterne fotografieren als langatmige Erklärungen zu lesen.
Drift Alignment - Kapitel 1: DIE BASIS
Mein verwendetes Equipment.
Montierung: HEQ 5 Pro Synscan OHNE Handcontroller
Scope: Newton PDS 150/750 bzw. TSO71Q 350mm Refraktor (dritte Nacht)
Kamera: Nikon D500 (APS-C) – erste Nacht
Nikon Z6 (Full Frame) – zweite Nacht
ZWO Asi 294 MM Pro – dritte Nacht
Guidescope & Cam: 50mm + ASI Mini 120MM
Software: Astro Photography Tool APT (Camera Control)
PHD2 (Drift Alignment & Guiding)
Stellarium (Star Alignment & Teleskopsteuerung)
Viel mehr gibt’s dazu an dieser Stelle nicht zu sagen. Für das Drift Alignment mit PHD2 ist es
natürlich nötig, dass die Software auf dem Rechner installiert ist – aber das sollte irgendwie klar
sein. Anstatt des Handcontrollers, den ich praktisch seit dem Kauf der Montierung nicht
verwende, nutze ich Stellarium zur Steuerung des Teleskops. Das klappt auch beim Drift-
Alignment. In diesem Punkt unterscheidet sich mein Workflow übrigens von den in den o.a.
Clips beschriebenen Wegen, die über den Handcontroller funktionieren.
Drift Alignment – Kapitel 2: Die Vorbereitung
Das Aufstellen der Montierung läuft im
Grunde wie immer. Ich erledige das am
Liebsten bei Tageslicht. Mit dem Kompass
nach Norden ausrichten, dann mit der
Wasserwaage möglichst genau ins Wasser
setzen. Dann kommt Trick 17: mit der App
PS Align Pro eine schon etwas bessere
Polausrichtung herstellen. Dazu habe ich
mein Handy mit einem Gummi auf einem
kurzen Brett befestigt, das ich wiederum in
die Montierung (anstelle des Scopes)
klemme.
App einschalten, auf die Sonne tippen – und dann das
Kreuz in die Mitte der Zielscheibe bewegen. Und zwar
mit den Azimuth- und Polhöhenschrauben. Am Ende
zeigt das Scope schon mal ungefähr dahin, wo Polaris
ist.
Anschließend baue ich alles auf, was ich für die Nacht
brauche und verkable es. Idealerweise sollte man jetzt
noch die exakte Parkposition für das Scope
einrichten, wieder mit der Wasserwaage. Ich habe das
für die erste Nacht getan, dann aber nicht mehr. Up to
you.
Drift Alignment – Kapitel 3: Schritt für Schritt
SCHRITT 1
Wenn alles ordnungsgemäß verbunden ist und läuft, Software inklusive, kann`s losgehen. Das
Scope ist in Parkposition, dann UNPARK, es folgt die übliche Routine für ein 1-Star-Alignment
mit Stellarium. Ich habe Altair als Ziel gewählt, der steht um diese Jahreszeit gut sichtbar am
südlichen Himmel. Position bestätigen und in Stellarium synchronisieren. End. Zurück in die
Parkposition.
SCHRITT 2
Jetzt beginnt das eigentliche Drift Alignment. Benötigt werden dafür wiederum Stellarium, PHD2
sowie Guidescope & GuideCam. Stellarium dient nur zur Steuerung, PHD2 und Guidescope
sind fürs Alignment zuständig.
Zuerst suche ich mir in Stellarium einen Stern, der an dem Punkt des Himmels liegt, wo sich die
Nord-Süd-Achse (Himmelsmeridian) und die Ost-West-Achse (Himmelsäquator) treffen. Obwohl
ich mich damit intensiv beschäftige, hab ich mit den Begrifflichkeiten immer noch Probleme…
Ein Stern in der Nähe reicht… Den steuere ich dann via Stellarium an. Es ist meist eine gute
Idee, dann erstmal eine Guiding-Kalibrierung in PHD2 zu starten. Dazu
SHIFT+GUIDING (das grüne Symbol, s. Bild unten links) anklicken. Dauert
einen Moment…
SCHRITT 3
Mit Hilfe des Stern-Buttons automatisch einen geeigneten Stern auswählen. Dann über die
Menüleiste/Werkzeuge/Polar Drift Alignment das entsprechende Fenster öffnen, DRIFT
anklicken und damit das Drift-Alignment zu starten. Es gilt jetzt, das Fenster mit den beiden
farbigen Graphen zu beobachten. Entscheidend ist die Deklinationsachse DEC, rot. Ziel ist es
, am Ende der Prozedur die rote Trendlinie möglichst genau parallel auf der Null-Linie zu haben.
Die blaue Linie, die Rektaszensionsachse, spielt in meinem Workflow keine Rolle. Wichtig:
Wenn das Guiding beginnt - etwas warten, um zu sehen, wie sich die rote DEC-Trendlinie
entwickelt. 30s, 60s…. Ich warte meist so lange, bis sich der Abweichungsfehler in Px, der
angezeigt wird, nicht mehr deutlich verändert.
SCHRITT 4
Bleibt die Linie ungefähr gleich (nach unten oder nach oben): EINSTELLEN anklicken. Jetzt
beginnt die physische Ausrichtung der Montierung. Alle Korrekturen in dieser Phase werden mit
den beiden Azimuth-Stellschrauben vorgenommen. Geht die Trendlinie nach unten (so wars bei
mir), muss man sie nach oben bewegen. Welche der beiden Schrauben man dazu in welche
Richtung bewegen muss ist beim ersten Versuch unbekannt. Ich habe beim ersten Mal die linke
Schraube zum Körper hin gedreht, also im Uhrzeigersinn. Im entsprechenden Feld im PHD2-
Drift-Fenster habe ich dann die Auswirkung notiert, damit ich`s beim nächsten Mal weiß: Links,
zum Körper (Uhrzeigersinn), Graph geht nach oben. Anschließend DRIFT anklicken und die
DEC-Linie beobachten. Die weiteren Schritte sind identisch und wiederholen sich so lange, bis
die DEC-Trendlinie möglichst parallel zur Null-Linie verläuft. Mein Tipp: Irgendwann ist es dann
gut und Zeit für…
… SCHRITT 5
Wir wechseln von Azimuth zu Polhöhe, der Button rechts unten im Fenster. Jetzt gilt es, einen
neuen Stern anzufahren, und zwar einen, der möglichst genau im Osten oder Westen steht -
und das auch noch möglichst niedrig am Horizont. Das ist bei mir schwierig, weil im Westen
wieder ein Haus steht - und genau im Osten eine verdammte Straßenlaterne. Die verhindert die
Auswahl eines Sterns, der niedrig am Horizont steht. Ich habe aber die Erfahrung gemacht,
dass auch Sterne um die 40° über dem Horizont für das Drift Alignment funktionieren. Ist der
Stern angefahren, ist das anschließende Vorgehen analog zu dem in Schritt 4. Wieder geht es
um die rote DEC-Linie und darum, sie parallel zur Null-Linie zu bekommen. Nur dass dieses Mal
die Polhöhenschrauben zum Einsatz kommen. Das ist bei der HEQ5 einigermaßen
anspruchsvoll, weil die Dinger leider echt schwergängig sind und eine Feinjustierung
entsprechend schwierig ist. Aber ja, mit Geduld und Feingefühl… :-) Zur Erinnerung: DRIFT -
Trendlinie beobachten - EINSTELLEN - Polhöhenschraube verstellen - DRIFT - Trendlinie
beobachten usw… Bis die rote DEC-Linie eine befriedigende Parallelität (und damit einen
möglichst geringen Fehler) aufweist.
Ich habe jetzt eine schlechte Nachricht: Wir sind noch nicht fertig.
SCHRITT 6
Kurzum: Wir müssen Schritt 4 und 5 wiederholen. (Ob man sich das schenken kann werde ich
irgendwann mal ausprobieren. Up to you.) Kurzform: Via Stellarium den Stern von vorher, oder
einen passenden anderen, anfahren - DRIFT - beobachten - EINSTELLEN der Azimuth-
Schrauben usw. Wenn Azimuth im zweiten Duchgang abgeschlossen ist - weiter zur Polhöhe.
Passender Stern - DRIFT - beobachten - EINSTELLEN der Polhöhenschrauben usw… Ich weiß
schon, es nervt langsam… Wie ich eingangs sagte: Es dauert. Aber richtig kompliziert ist es
nicht, und je mehr Geduld man aufbringt und je genauer man es macht - desto besser.
Irgendwann konnte ich nicht mehr fand ich das Ergebnis gut. Dann war mein Polar Drift
Alignment beendet. Eine individuelle Entscheidung…
SCHRITT 7
Ich habe das Scope anschließend erneut in die Parkposition gefahren und war damit genau
dort, wo ich nach einem „normalen“ Polar Alignment via SharpCap gewesen wäre.
Der nächste Schritt wäre bei mir ein 3-Star-Alignment - aber das ist ein anderes Kapitel. Das
Drift Alignment ist hiermit abgeschlossen…
Drift Alignment – Fazit
Das Drift Alignment-Tool von PHD2 funktioniert prima. Ich finde das ganze Verfahren sogar
überraschend einfach. Was es aber nicht ist: schnell. Wer Geduld mitbringt, wird belohnt. Und
nachdem es bei der Astrofotografie um das Sammeln von Photonen geht, die seit vielen
Millionen Jahren unterwegs durch Raum und Zeit sind würde ich sagen: Auf ein paar Minuten
mehr oder weniger kommts nicht an. Außer natürlich, am Horizont sammeln sich die ersten
Wolken…
Wie gut ich es selbst schon hinkriege vermag ich noch nicht abschließend zu beurteilen. 120s
Belichtung bei einer Brennweite von 350mm sind jetzt noch nicht sehr beeindruckend. 60s bei
750mm ebensowenig. Ich hoffe, im Lauf der nächsten Monate Updates liefern zu können. Was
ich mich zu sagen traue: Der Workflow funktioniert. An den Details muss ich noch arbeiten. Aber
alles andere wäre ja langweilig.
Meine Erfahrungen mit dem Drift Alignment sind bisher sehr überschaubar, aber sie sind
ermutigend. Wann immer möglich, werde ich aber die übliche Polaris-Ausrichtung vorziehen,
einfach weil sie viel schneller geht. Ich werde jedoch nicht zögern, im Winter immer wieder mal
aufs driften zurückzugreifen, um bequem von der Terrasse aus den Südhimmel beobachten zu
können. Mit allem, was da so unterwegs ist: Von Orion bis Rosetten-Nebel.
Ach ja. Damit ich auf meiner Terrasse nicht jedes Mal komplett von vorne anfangen muss mit
dem Aufstellen habe ich Löcher in meinen Steinboden gebohrt. Eines für jedes Stativbein.
Beschleunigt das Setup ungemein. Hinstellen, fertig. I like.
ORIONNEBEL
SW Newton PDS 150/750
Nikon Z6
nach Drift Alignment auf meiner Terrasse mit Südausrichtung
DRIFT ALIGNMENT mit PHD2 - KURZFASSUNG
- Teleskop aufstellen, waagerecht, nach Norden ausrichten.
- Dazu die App PS Align Pro verwenden, um eine gute Annäherung an Polaris zu gewährleisten.
- 1-Star-Alignment via Stellarium. Wenn abgeschlossen - Scope wieder in Parkposition.
- Via Stellarium einen Stern an der Himmels-Kreuzung OW/NS wählen und anfahren.
- PHD2 öffnen, Equipment verbinden. SHIFT+GUIDING (grün) anklicken, um Guiding-Kalibrierung zu starten.
- Stern-Button anklicken, um automatisch Guidestern auszuwählen. Menüleiste - dort Werkzeuge - Drift Alignment - dann im entsprechenden Fenster DRIFT anklicken.
- Die rote DEC-Linie beobachten. (blau ist egal) Ziel: DEC-Trend-Linie möglichst parallel zur Null-Linie. Wenn der Fehler konstant scheint - EINSTELLEN klicken.
- Korrektur der Azimuth-Einstellungen! An der Montierung an einer Azimutschraube drehen – vor oder zurück. Effekt (hoch oder runter) ist beim ersten Mal Überraschung. MERKEN und AUFSCHREIBEN! Beispiel: Links zum Körper (Uhrzeigersinn) - Graph geht hoch!
- Nach Korrektur: DRIFT klicken. Beobachten, wie sich die DEC-Linie entwickelt. Zeit!
- Schritte so oft wiederholen, bis die rote DEC-Linie etwa parallel zur Null-Linie geht. Der lila Kreis wird desto kleiner, je besser es wird.
- Ggf. Irgendwann die Skala anpassen, um die Kurve in feineren Details zu sehen. Dann, wenns gut genug erscheint, EINSTELLEN und zu POLHÖHE wechseln.
- Via Stellarium neuen Stern anfahren, so tief am Horizont wie möglich, im Westen oder im Osten.
- Gleiches Prozedere wie bei Azimuth, nur dieses Mal mit den Polhöhenschrauben. Richtung der Korrektur vermerken!
- So lange korrigieren, bis es passt. Und dann: Alles ein zweites Mal…
- Stern anfahren wie in 4. Zweiter Durchgang mit den Azimuth-Schrauben.
- Samesame, but different: Dasselbe auch ein zweites Mal mit der Polhöhe.
- Drift-Tool schließen. Scope zurück in die Parkposition. (via EQMOD Steuerung)
- 3-Star-Alignment mit Stellarium.
- Start imaging…